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Corona und die Rolle der Frau: Über Multitasking, Hausarbeit und mobiles Arbeiten

Waschen, kochen, einkaufen, putzen, Homeschooling, Kinderbetreuung – gefühlt finden sich aktuell vor allem viele Frauen in einer Mehrfachbelastung wieder. Vermutlich kennt jede(r) die Situation, dass die Aufgabenverteilung im Haushalt mal nicht ausbalanciert ist. Die Belastung steigt aber auch bedingt durch eine wachsende Jobunsicherheit. In einem Interview mit dem Spiegel schätzt die Ökonomin Michèle Tertilt von der Uni Mannheim, dass vorrangig Frauen ihre Jobs in dieser Krise verlieren werden. Denn überwiegend arbeiten sie in den Branchen, die momentan stark gefährdet sind bzw. in denen Betriebe geschlossen wurden oder nur langsam und bedingt wieder öffnen, wie der Gastronomie, dem Tourismus und Schulen/Kinderbetreuung. Darüber hinaus sind viele Frauen in Teilzeit oder Mini-Jobs tätig.

Gleichzeitig stellen Unternehmer fest, wie gut die Arbeit im Homeoffice funktioniert. Die Toleranz gegenüber arbeitenden Eltern mit Kindern wächst und wenn mal die Dreijährige durch das Bild der Videokonferenz läuft, wird dies eher beschmunzelt als kritisiert. Arbeitszeiten werden flexibler gehandhabt und der Zeitbedarf von Arbeitswegen kann sinnvoller genutzt werden. Wir haben uns daher gefragt: Welche Veränderungen gibt es? Welche Risiken werden von Frauen gesehen? Und welche Chancen entstehen in der neuen Normalität nach Corona?

Wie wirkt sich die aktuelle Zeit und die neue Normalität auf die Rolle der Frau aus?

Als Auftakt der Thematik „Frau – Arbeitswelt – Corona" wollten wir wissen, wie unsere Kolleginnen diese Zeit erleben und prüfen, welche der von Wissenschaft und Presse getätigten Aussagen bei uns – bei TEAMWILLE – zutreffen. Wir sind als Unternehmen im Bereich Digitalisierung und mobilem Arbeiten fortschrittlich unterwegs und leben bereits ein anderes Mindset als viele andere deutsche Firmen. Dementsprechend sind die Rückmeldungen vermutlich nicht als repräsentative Studie für die Situation von Frauen in ganz Deutschland zu bewerten, geben aber tiefere Einblicke und ein erstes Stimmungsbild.

Wir haben sieben Kolleginnen zu ihrer aktuellen Situation sowie Veränderungen während Corona befragt. Sie leben in unterschiedlichen Familiensituationen und kommen aus unterschiedlichen Bundesländern. Herzlichen Dank an dieser Stelle an die Kolleginnen, die sich die Zeit genommen und unsere Fragen so offen und ehrlich beantwortet haben.

Zu Beginn der Gespräche waren wir auf ihre Meinungen zu einem Statement der Berliner Soziologin Lena Hipp vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gespannt. Sie sagt nämlich:

 

Im Wissenschaftsbereich ist es nicht so unüblich, auch in den eigenen vier Wänden zu arbeiten. Die größte Umstellung jetzt ist für mich, dass auch die Kinder da sind. Und nach einigen Tagen Erfahrung damit kann ich nur sagen, dass es fast unmöglich ist, neben der Arbeit auch Kinder zu betreuen.” Lena Hipp

 

Unsere Kolleginnen konnten diese Aussage durchweg bestätigen. Immer verbunden mit der Hoffnung, dass die Arbeitgeber insgesamt auf die besondere Situation eingehen und die veränderte Arbeitsweise berücksichtigen. Eine klare und offene Kommunikation in dieser Situation wurde als besonders wichtig angesehen. Nur so kann gemeinsam mit dem Arbeitgeber eine gute Lösung gefunden werden.

Die Situation im Homeoffice, mit den auferlegten Ausgangsbeschränkungen, hat auch Veränderungen im Alltag mit sich gebracht. Dies reicht von der akribischen Planung des Tagesablaufs mit wenig Zeit für sich, über eine Vorausplanung der gesamten Woche bis hin zu einer ausbalancierten Verteilung der Aufgaben im Haushalt. Da sind schon kleine Auszeiten ein Lichtblick.

 

Manchmal nutze ich meine Noise Cancelling-Kopfhörer, um Musik zu hören und mich zum Zähneputzen im Bad einzuschließen; ich steige auf den Hocker meines Kindes und schaue über das Fenster raus ins Grüne. Einfach mal um drei Minuten für mich zu haben.“

 

Die Kinder brauchen jetzt noch mehr Aufmerksamkeit als zuvor. Die Eltern sind oft die einzigen Ansprechpartner und müssen zwangsläufig auch Freund*innen und Lehrer*innen ersetzen. Insgesamt herrscht unter unseren Kolleginnen Einigkeit: Frauen sind momentan einer größeren Belastung ausgesetzt als Männer. Die Frage nach der Mehrbelastung wurde durchweg mit „Jaaa absolut!“ beantwortet.

Chancen für Frauen in der Berufswelt für die Zeit nach Corona

Uns war auch wichtig zu erfahren, welche Chancen unsere Kolleginnen für Frauen in der Berufswelt für die Zeit nach den Ausgangsbeschränkungen und Corona sehen. Hierbei haben wir die neuerdings geläufige Unterscheidung zwischen systemrelevanten und nicht-systemrelevanten Berufsgruppen aufgegriffen. Warum? Man kann davon ausgehen, dass Flexibilität und Mobilität bezogen auf den Wechsel zwischen Homeoffice und Büro in systemrelevanten Berufen weitaus geringer sind. Eine Ärztin kann nicht im Wohnzimmer operieren. Die Krankenschwester kann die Patienten nicht flexibel auf ihre eigenen persönlichen Anforderungen angepasst betreuen. Und die Arbeit der Kassiererin oder der Busfahrerin lässt sich nicht virtuell aus dem Homeoffice erledigen. Deshalb besteht die Hoffnung auf ein soziales Umdenken und eine größere Wertschätzung, vor allem in den systemrelevanten Berufszweigen. Nur das kann langfristig zu der – aus unserer Sicht – notwendigen Anerkennung und, damit hoffentlich einhergehend, einer Gehaltsanpassung führen. Gleichzeitig ist es die Chance, das Bewusstsein der Gesellschaft für die Mehrfachbelastung der Frauen zu schärfen.

Schneller wird dies in nicht-systemrelevanten Berufen möglich sein, da die Art der Arbeit größere Flexibilität, mobiles Arbeiten und eine freie Zeiteinteilung begünstigt. Es ist davon auszugehen, dass „es auch in Zukunft für Frauen einfacher ist, mobil zu arbeiten“. Entscheidend ist hierbei, das rechte Maß zu halten und nicht dem falschen Glauben aufzusitzen, dass Homeoffice und Kinderbetreuung problemlos parallel laufen. Die flexible Arbeitseinteilung kann eine große Chance sein, aber ist gleichzeitig auch ein Risiko.

 

Aktuell bringen wir unserem Umfeld ja bei, dass wir (Frauen) fünf Rollen gleichzeitig erfüllen. Es geht ja. Und die Gefahr ist, dass es dann noch viel mehr wird.“

 

Homeoffice für Mütter und Väter heißt nicht, entspannt um 10 Uhr mit dem Latte Macchiato auf der Terrasse an der Konferenz teilzunehmen. Homeoffice heißt Disziplin, strikte Zeitpläne und Anpassungen an die Bedürfnisse der Kinder. Gegebenenfalls bedeutet Homeoffice mit Kindern einen 5-Stunden-Arbeitstag, der sich von 7 bis 23 Uhr streckt.

Wichtig wird das sein, was wir als Gesellschaft im Gesamten umsetzen

In den Gesprächen ist auch deutlich geworden, wie unterschiedlich der Arbeitsalltag von Frauen mit und ohne Kinder abläuft. Insbesondere wenn jede im Homeoffice und scheinbar zeitlich flexibel arbeiten kann. Während Frauen in Partnerschaften ohne Kinder keine weitere Entlastung benötigten, wünschte sich der andere Teil der Interviewten mehr Unterstützung bei alltäglichen Dingen. Dass man ihr „mal den Rücken frei hält fürs Arbeiten“. Betont wurde erneut, wie wichtig die Wertschätzung der Arbeit und eine neue Bewusstheit für die Leistung im Homeoffice, in Teilzeit, mit Kindern und in systemrelevanten Berufen ist.

Besonders sollten wir darauf achten, „den Blick nicht nur auf die Wirtschaft und die Pandemie zu richten, sondern auch darauf, was das mit den Jüngsten in der Gesellschaft macht. Also die, die es nicht verstehen und einordnen können“. Was sich in kleinen Schritten zeigt ist, dass Wertschätzung und Verständnis für die besondere Lage der Frauen wachsen. Die Herausforderung für Mütter ist größer – der Respekt für und die Wahrnehmung ihrer Leistung ebenfalls.

Wenn wir also an die Zeit nach Corona denken, dann sollten wir stärker die Bedürfnisse von Frauen und Kindern – unsere Zukunft – im Blick haben. Und nicht nur die nächste Finanzspritze für kurzfristiges Wachstum. Die jetzigen Änderungen werden unser System auch in 20 oder 30 Jahren noch beeinflussen und bieten schon heute die Möglichkeit, positive Auswirkungen auf viele Beschäftigte anzustoßen. Wie unter einem Brennglas beleuchtet die Corona-Pandemie insbesondere die Herausforderungen von Müttern und Frauen in systemrelevanten Berufen, die bisher wenig Gehör gefunden haben. Wir sollten die Krise deshalb als Chance betrachten, das Arbeitsleben so zu ändern, dass auch diese Gruppen ihre Arbeit und parallel die Anforderungen im Haushalt gut erfüllen können, ohne unter einer extremen Mehrfachbelastung zu leiden.

Ein paar Tipps, wie der Spagat zwischen Arbeit, Kind und Haushalt funktionieren kann, findet ihr in unserem Blogbeitrag vom 15. April.

Dieser Artikel reflektiert die Rolle der Frau in der Corona-Krise. Selbstverständlich ist uns bewusst, dass die beschriebenen Aspekte nicht nur auf Mütter und Frauen zu beschränken sind. Väter und Männer stehen vor ähnlichen Herausforderungen und müssen diese meistern. Dafür haben sie ebenfalls unseren größten Respekt.

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