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Homeoffice mit Kind – ein Spagat in turbulenter Zeit

Seit Mitte März sind sehr viele von uns freiwillig oder unfreiwillig im Homeoffice. Das ist mitunter eine echte Herausforderung – egal ob mit oder ohne Kind. Angefangen beim Arbeitsplatz zu Hause, den es bis Corona vielleicht noch gar nicht gegeben hat, hin zur Organisation und Führung virtueller Teambesprechungen und den vielen Technikfragen. Ach ja, und wie war das noch einmal mit der Selbstorganisation und Selbstfürsorge? Sich selbst nicht vergessen und bloß nicht acht Stunden am Stück an einem Thema festbeißen und gar ohne Pause durcharbeiten? Keine Sorge, das Risiko ist minimal – wenn man Kinder hat.

Wie klappt denn nun Homeoffice mit Kind?

Die üblichen Tipps, die man online findet, sind gut und durchaus hilfreich. Allerdings geraten sie notgedrungen in den Hintergrund, wenn man nebenher noch Kleinkinder betreuen muss, schulpflichtige Jungs und Mädchen dazu bewegen soll, die von den Lehrer*innen geschickten Schulaufgaben zu erledigen, Teenager überzeugen soll, dass das Kontaktverbot schon seinen Sinn hat, Corona-Partys verboten sind und nebenher noch Dinge wie Essen kochen und Haushalt auf einen warten. Ein großer Berg an neuen Herausforderungen.

Bei einigen ist der Partner vielleicht aktuell krisenbedingt auch zuhause. Man kann sich den ganzen Aufgaben gemeinsam hingeben; abwechseln, absprechen und zusammen planen. Allerdings ertappt man sich vielleicht auch bei dem Gedanken: „Naja, der andere macht das schon“. Rasch verwandelt sich der Vorteil der Partnerschaft ins Gegenteil, Streitpotential macht sich breit, die gesamte Familie wird dünnhäutig. Macht nicht den Fehler und schließt Euch in Euer Arbeitszimmer ein. Gebt Eurem Partner nicht das Gefühl, alleine für die Kinder verantwortlich zu sein, weil es vielleicht im Alltag bisher so war.

Sicherlich arbeitet ein Elternteil mehr als das andere, evtl. auch gar nicht. Es kommt mitunter schnell die Situation auf, dass nur einer in die Pflicht der täglichen Betreuung, Bespaßung, Beschulung und Haushaltsorganisation genommen wird – oder es sich so anfühlt. Sprecht offen miteinander. Stimmt Euch gemeinsam und regelmäßig ab. Findet einen Weg, der für alle Beteiligten in Ordnung ist. Eine 24/7 Kinderbetreuung zzgl. Arbeit und/oder Haushalt ist unfassbar anstrengend und stressig.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich den Hut vor allen Mamas und Papas ziehe, die ihre Kinder ganz alleine großziehen und keinen Partner oder keine Hilfe bei der Betreuung in Zeiten von Corona haben. Es ist sensationell, was Ihr jeden Tag leistet.

Ihr habt ein Kind? Ach, ein Kind ist kein Kind – mit einem Kind ist das alles doch ein Klacks. Klar, wenn man zusätzlich zu seiner Rolle als Arbeitnehmer/in und Papa/Mama der Spielkamerad (egal ob beim Fußball, Fahrrad oder Roller fahren, Playmobil, Lego, Buden bauen, Verkleiden etc.) sein möchte und gern als Blitzableiter fungiert. Nebenbei stellt man auch noch sicher, dass alle satt sind; denn unterzuckert kippt die Stimmung bekanntlich noch schneller.

Ihr habt mehr als ein Kind? Klasse, Geschwister beschäftigen sich doch miteinander. Doch was, wenn sich Geschwister oft und zunehmend streiten? Was, wenn Eltern mehr damit beschäftigt sind, ihre Kinder davon abzuhalten, sich zu ärgern und zu verhauen und trotzdem noch die oben genannten Zusatzaufgaben erfüllen müssen?

Eins ist klar, das Essen am Nachbartisch sieht immer leckerer aus – so kommt vor allem in der Not nicht selten der Gedanke auf, andere Familien hätten es irgendwie leichter. Macht Euch frei davon. Bewertet Euch nicht und helft Euch gegenseitig. Sei es nur durch nette, mitfühlende Worte oder ein aufmunterndes Lächeln, wenn Ihr Euch auf der Straße begegnet.

Mit Routinen über Wasser halten

Ich habe mich in meinem Freundeskreis umgehört – in Familien mit einem und mehreren Kindern, alleinerziehend und mit Partner. Alle haben sich während der letzten vier Wochen mit Hilfe von ein paar Routinen und Gewohnheiten über Wasser gehalten. Manche besser, manche schlechter.

Hier exemplarisch ein paar Auszüge von unseren Routinen, wie wir den Arbeitsalltag zwischen Home, Office und Schooling gestalten. Vielleicht helfen sie Euch oder inspirieren, die kommenden Tage und Wochen positiv zu gestalten.

Gegenseitige Unterstützung: Du und Dein Partner seid gemeinsam im Homeoffice? Das ist ein großer Vorteil aber auch Nachteil zugleich. Dauerhafte Nähe, die man meist nur aus Urlaubszeiten kennt, ist nun zu vereinbaren mit wichtigen (virtuellen) Job-Verpflichtungen. Eventuell sogar beider Partner. Wenn beide Partner davon ausgehen, ganz normal tagsüber arbeiten zu können, ist die Situation mehr als schwierig – das ist fast nicht machbar. Teilt Euch die Zeiten ein. Arbeitet in Schichten, sprecht Euch ab. Plant Eure Termine und vor allem Videokonferenzen, bei denen Ihr definitiv ungestört sein müsst, genauso wie freie Zeitslots. Das verringert das Streitpotential.

Struktur: Strukturiert Euren Tag. Die Idee von Homeoffice und -schooling im Jogginganzug oder Schlafanzug ist zu Anfang verlockend. Es ist keine gute Idee, den Kindern ein Gefühl von Dauerferien zu vermitteln. Wenn es z. B. nach meinem Sohn gegangen wäre, hätten die Corona-Ferien sicherlich am 13.03.2020 begonnen und er wäre jeden Tag Hörspiel-hörend im Schlafanzug in seinem Zimmer versunken. Stellt Euch morgens den Wecker und macht Euch fertig für den Tag. Jogginghosen- und Schlafanzug-Tage sind sensationell, aber noch viel besser, wenn sie am Wochenende was Besonderes bleiben.

Teilt Euren Tagesablauf in Blöcke ein. Kinder lieben Routinen und Struktur, das gibt Sicherheit. Auch wir Erwachsenen profitieren davon. Lasst auf Arbeitszeit eine feste Zeit mit den Kindern folgen. Legt in dieser Zeit das Smartphone zur Seite und seid ganz für Eure Kinder da. Wenn Eure Kinder schon etwas älter sind, erarbeitet mit ihnen gemeinsam den Plan; lasst sie mitgestalten und verstehen. Sie werden rasch merken, warum es wichtig ist, sich auch mal alleine zu beschäftigen.

Plant gemeinsame Essenszeiten sowie Ruhephasen. Kleine Kinder halten Mittagsschlaf und die Großen können prima ein Hörbuch hören oder ein Buch lesen.

Nutzt auch die Randzeiten des Tages, bevor Eure Kinder aufstehen oder wenn sie schlafen, zum Arbeiten und Organisieren. Unser Sohn bevorzugt es, morgens so früh den Tag zu beginnen, dass für keinen von uns an Arbeiten zu denken ist. Daher entsteht dieser Artikel auch gerade nach 22 Uhr.

Perfektionismus? – Nicht während Corona: Verabschiedet Euch von Eurem Perfektionismus. Eins ist klar. Während dieser Zeit, in der wir uns gerade befinden, werdet Ihr an keiner Front Euren Ansprüchen gerecht. Bei der Arbeit werdet Ihr Euch nicht mehrere Stunden am Stück auf ein Thema konzentrieren können und Eure Kinder werden länger als sonst mit iPad, Fernseher & Co konfrontiert sein. Aber wisst Ihr was? Das ist okay. Sie werden dadurch keine schlechteren Menschen und sicherlich wird auch nicht ihre gesamte Zukunft den Bach runtergehen. Wir befinden uns gerade in einer Extremsituation und da ist es absolut in Ordnung, nicht perfekt zu sein. Oder hättet Ihr erwartet, dass Behörden in Krisenzeiten das Zocken vor Spielekonsolen als gesundheitsfördernd bewerten?

Flexibilität: Der Plan steht fest und jetzt…? Wollen die Kinder nicht so wie der Plan das vorsieht? So ein Mist. Aber stell Dir vor, auch das ist ganz normal und absolut okay. Sei flexibel und passe Dich der Situation an. Wenn Du Deinen Kindern in dem Moment die Aufmerksamkeit gibst, die sie brauchen, dann schaffst Du es auch später am Tag, Deine Arbeit fortzuführen. Das vielleicht sogar viel besser und effizienter als gedacht.

Feierabend: Ein wichtiger Punkt in Eurem Plan. Ihr werdet schnell merken, dass es sehr verlockend ist im Homeoffice abends noch einmal schnell die Mails zu checken oder doch noch ans Telefon zu gehen. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Feierabend ist wirklich schwer. Schaltet den Laptop aus. Packt Eure Arbeitssachen weg. Plant stattdessen noch einmal einen Zeitblock ein, wenn Eure Kinder schlafen.

Abschließend will ich Euch noch Folgendes mit auf den Weg geben. Kinder werden ihre kleinen Köpfe in der Videokonferenz zeigen. Sie werden dringende Fragen haben, während Du gerade konzentriert versuchst, Deine Arbeit fertigzustellen. Das Wichtigste, was wir alle gemeinsam machen können ist, entspannt zu bleiben. Einfach menschlich sein; vielleicht mit einem Lächeln auf den Lippen den neuen Telko-Teilnehmer begrüßen und dem jeweiligen Elternteil so das Gefühl geben, es ist absolut okay – für alle, für die Kollegen mit und ohne Kind. Wir befinden uns nämlich alle zusammen in dieser Situation: eine extreme Zeit, die mit Humor und Menschlichkeit viel leichter zu ertragen ist.

Denkt immer dran, Euer Alltag ist ihre Kindheit.

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